Heretic und Hexen

von
Peter Fischer

Vorbemerkung:

Nachfolgend handelt es sich nicht um einen Test der angesprochenen Spiele, sondern um eine Beschreibung des Standes der Technik, sie auf dem Amiga zu verwenden.

Hintergrundinformationen:

Nachdem im Dezember 1997 der Sourcecode von Doom (ID-Software) freigeben wurde, erschienen bereits kurze Zeit später sehr gute Amiga-Portierungen für diesen (in Deutschland) indizierten 3D-Shooter.

Im Januar 1999 gaben ID-Software und Ravensoft zwei weitere Sourecodes frei: Heretic und Hexen, die Nachfolger von Doom. Und es dauerte nur wenige Tage, bis für beide Spiele erste Amiga-Portierungen veröffentlicht wurden.

Jeweils einen Port, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt schon sehr weit fortgeschritten sind, habe ich mir für jedes Spiel mal genauer angeschaut:

Heretic: Heretic Amiga Port v.0.935

und

Hexen : VAxen Amiga Port 0.6

Beide Portierungen wurden von dem polnischen Coder Sebastian Jedruszkiewicz programmiert. Dieser ist Mitglied der Demo-Gruppe "Venus Art", deren PPC-Demos ("The field where I died", "Absolon" u.a.) schon für viel Aufsehen in der Amiga-Szene sorgten.

Technische Voraussetzungen:

Um es gleich vorwegzunehmen: Es gibt für beide Spiele 68k-Portierungen, die bereits einen 68030-Prozessor und AGA voraussetzen, aber:

Bei einem Bildaufbau von ca. 2 fps (Frames per Sekunde) bei einem 68030 Rechner und ca. 8 fps bei einem 68040er kommt wahrlich keine Spielfreude auf, denn das Ruckeln hierbei ist zu spielehemmend.

Auf einem Amiga mit übertaktetem 68060 Prozessor (66 Mhz) und einer Grafikkarte konnten immerhin ca.19 fps gemessen werden, was man doch schon akzeptabel nennen kann.

Aber die wahre Spielfreude kommt erst mit einem PPC-Board auf, denn dort beträgt die Framerate (unter AGA) zwischen 26 und 36 fps! Und mit dieser Konfiguration habe ich auch beide Spiele getestet. Die Wertungen hierfür beziehen sich auch ausschließlich auf die PPC-Versionen, welche auf der "PowerUp"-Software von Phase 5 basieren!

Was wird benötigt:

Was ist ein WAD?

Dieses File beinhaltet alle relevanten Daten des jeweiligen Spiels und ist Bestandteil der Vollversionen von Heretic bzw. Hexen. Die Größe dieser Files beträgt bei Heretic 14 MB und bei Hexen gar 20 MB!

Während bei Heretic auch das Shareware-WAD (Quelle: http://ftp.cdrom.com/pub/idgames/idstuff/heretic) und das registrierte WAD spielbar sind, benötigt VAxen ausschließlich das kommerzielle WAD!

Da diese Spiele bereits vor Jahren erhältlich waren, ist es nicht einfach, heute noch Vollversionen zu erhalten. Aber die Suche bei einigen Versänden oder Suchanzeigen führten mich dann doch zum Erwerb dieser!

Nicht unbedingt nötig, aber dennoch empfehlenswert, ist die Benutzung der ADoom-Midi-Instrumente ("Adoom_Ins.lha", Quelle: Aminet oder Aminet-CD 25 [da das File eine Größe von 2,4 MB besitzt]), um auch die gelungenen Musik- stücke hören zu können.

Spielablauf:

Wer Doom kennt, findet sich in beiden Spiele auch sofort zurecht, denn auch hier ist das Hauptziel: Anhand einer Ego-Spielperspektive durch Labyrinthe und Außenwelten streifen, kleinere Rätsel lösen (Schalter finden) und mit variantenreichen Waffen alle Gegner vernichten.

Obwohl die Spielszenarien im Fantasy-Bereich angesiedelt sind (die Handbücher weisen darauf hin, daß man als Elfe (!) versucht, das in die Hände der bösen Mächte gefallene Königreich zurückzuerobern), stehen beide Spiele im Bereich der Gewalttätigkeit dem Vorgänger in nichts nach und daher ist es dringend empfohlen, diese Spiele jüngeren Menschen nicht zu zeigen!

Wenn man dieses (auch für sich selbst!) berücksichtigt, stehen einem zwei technisch und auch vom Gameplay herausragende Spiele dieser Art zur Verfügung, denn:

Beide Spiele beinhalten jeweils über 40 sehr komplexe Level, zu deren Lösung man sehr viel Zeit und Geduld aufbringen muß. Aber, wie schon bei Doom, kommt beim Spielen garantiert keine Langeweile auf, denn stets wird man mit neuen Fallen und Gegnern konfrontiert. Es stehen 5 verschiedenen Schwierigkeitslevel zur Wahl, die von leicht bis unlösbar gehalten sind.

Während man bei Heretic einen vorgegebenen Kämpfer hat, kann man bei Hexen einige rollenspielähnliche Elemente endecken: Am Anfang wählt man zwischen drei verschiedenen Charakteren aus: einem Kämpfer, Kleriker oder Magier, deren Werte sich in den Bereichen der Geschwindigkeit, Rüstung, Magie und Kraft unterscheiden und nach Auffinden von Artifakten kann man in diesen Bereichen in höhere Klassen aufsteigen.

Wer nun denkt, es handelt sich bei Hexen um ein Rollenspiel, der täuscht sich, denn diese Elemente dienen nur einer höheren Durchschlagskraft der Waffen.

Und bei diesen handelt es sich nicht um die hinlänglich bekannten Pistolen, Pumpguns oder Laser, sondern um Äxte, Pfeile und weitere Fabelwaffen, wie z.B. magische Kugeln, die ein Sperrfeuer entfachen, oder einen Höllenstab, der nach Aktivierung einen herabfallenden Feuerregen erzeugt (optisch sehr gelungen!).

Beide Spiele (1995 und 1996 für den PC programmiert) befinden sich technisch auf einem hohen Niveau, welches die Vorzeige-Amiga-Shooter "Genetic Species", "Nemac IV" oder "Alien Breed 3D 2" nicht erreicht haben.

Flüssiger Spielablauf (wohlbemerkt bei der PPC-Version), detaillierte und hochauflösende Texturen, sehenswerte optische Effekte (z.B. beim Gebrauch der Waffen, beim Sprung in´s Wasser sieht man das Wasser "platschen", der Bildschirm "bebt", wenn Steinblöcke herunterfallen usw.), komfortables Automapping, Einstellung der Bildschirmhelligkeit und 5-fach veränderbares Auf- und Abschauen, sind dort zum großen Teil nicht zu finden.

Desweiteren gibt es bei Heretic die Möglichkeit, als Spieler zu fliegen (nach Auffinden der "Inhilicons-Schwingen des Zorns"), während man bei Hexen nun auch auf höhere Positionen springen kann.

Gegenüber dem Vorgängerprogramm erkennt man eindeutig, daß die Grafikengine von ID-Software und Ravensoft seither stetig weiterentwickelt wurde und zwei neue Referenzprogramme bei den 3D-Shootern nun auch auf dem Amiga vorhanden sind.

Die Soundeffekte und die Musik sind für beide Programme ausreichend und können stufenlos im Anfangsmenu hinsichtlich der Lautstärke eingestellt werden.

Bei beiden Spielen wurde ein netter Joke integriert, der nach Eingabe der Passwörter "Cockadoodledo" (bei Heretic) und "Deliverance" (Hexen) den Spieler in ein Huhn (!) bzw. ein Schwein (!!) verwandelt, nebst passenden Tiergeräuschen ;).

Allerdings sollte man diese Passwörter nur anwenden, wenn gerade kein Feind in der Nähe ist, denn in dieser Phase (nach zirka einer Minute wird man wieder zurückverwandelt) ist man vollkommen wehrlos.

Nun wieder zurückkommend auf die Amiga-Spezifikationen:

Bemerkenswert ist, daß beide Portierungen im Multitasking laufen und man nach Beendigung der Spiele problemlos an seinem Amiga weiterarbeiten kann!

Wo viel Licht ist, ist auch Schatten:

Dies machte sich bei VAxen (Hexen) bemerkbar, denn nachdem ich einen Level beendet hatte, bzw. per Cheat einen Levelsprung aktivierte, ließ sich leider der nächste nicht mehr laden, und das Programm "hängte sich auf".

Da es sich bei VAxen aber noch um eine frühe Version der Portierung handelt (Version 0.6) gehe ich davon aus, daß dieser Bug sicher behoben wird, bzw. zum gegenwärtigen Zeitpunkt (Erscheinen dieser Ausgabe) auch schon behoben ist.

Die Heretic Version (Version 0.935) ist schon weiter fortgeschritten, hier gibt es keine gravierend spielstörenden Bugs mehr zu verzeichnen.

Fazit:

Um es noch einmal zu sagen: Da die Spiele von ID-Software aufgrund Ihrer extrem hohen Brutalität schon immer für reichlich Diskussionen sorgten, muß jeder für sich in dieser Hinsicht sein persönliches Fazit ziehen, ob er diese Spiele auch auf seinem Amiga installiert und nutzt!

Wer sich dafür entscheidet und einen PPC-Prozessor sein eigen nennt, dem können beide Spiele (hinsichtlich Ihrer Komplexität und den zweifelsohne reichlich vorhandenen Spannungsmomenten sowie den technischen Finessen) als auch die genannten Amiga-Portierungen nur empfohlen werden!

Aufgrund der Tatsache, daß ich Portierungen von zwei PC-Spielen getestet habe und kein kommerzielles Amiga-Spiel, verzichte ich auf eine Bewertung und verweise jetzt auf die Bezugsquellen:

Quellen der Portierungen:

Heretic: http://ftp.uni-paderborn.de/pub/aminet/game/shoot/Heretic.lha
VAxen : http://ftp.uni-paderborn.de/pub/aminet/game/shoot/VAxen.lha

Quellen des Heretic-Shareware-Wads:
http://ftp.cdrom.com/pub/idgames/idstuff/heretic


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